624 Altstadt von Bamberg

Das im Norden Bayerns gelegene Bamberg war fast tausend Jahre das Zentrum kaiserlicher und erzbischöflicher Macht. Die Stadt stellt ein einzigartiges und sehr gut erhaltenes städtebauliches Kunstwerk dar, eine Synthese der Architektur aus Hochmittelalter und Barock.

 

 

Seit dem 11. Jahrhundert übte Bamberg großen Einfluss auf die Stadtentwicklung in Mitteleuropa aus (Aufnahmekriterium ii). Bamberg sollte einst ein neues Rom werden. Die  Altstadt umfasst die drei historischen Stadtbezirke Berg-, Insel- und Gärtnerstadt. Alle drei gehören zum 142 Hektar großen UNESCO-Welterbe und repräsentieren in einzigartiger Weise die auf frühmittelalterlichen Grundstrukturen aufbauende mitteleuropäische Stadt (Aufnahmekriterium iv). Die historische Substanz der Bamberger Altstadt ist bis heute weitgehend original erhalten, über 1000 Häuser stehen unter Denkmalschutz.
Schon im entscheidenden Akt der Stadtwerdung 1007, als Heinrich II. (973 – 1024), Herzog von Bayern, deutscher König wurde und Bamberg zum Bischofs- und kaiserlichen Herrschaftssitz erhob, war die Stadt zum Denkmal bestimmt. In der Absicht, ein zweites Rom zu erschaffen, konzentrierte er sich auf die erzbischöfliche Macht und Hoheitsgewalt in der Stadt. Mit dem Begriff „fränkisches Rom“ wird Bamberg bis heute beschrieben – nicht zuletzt, weil die Stadt auf sieben Hügeln (wie das antike Rom) erbaut wurde. In der Barockzeit beauftragte Bamberg bekannte Künstler mit der Modernisierung der Stadt. Zum historischen Stadtkern gehören 1.300 Einzeldenkmäler aus dem 11. bis 18. Jahrhundert. Mit seinen vier Türmen ist der Kaiserdom St. Peter und St. Georg das markanteste Bauwerk der Stadt. Der Dom beherbergt den Bamberger Reiter, das Grab des Papstes Clemens II und damit das einzige päpstliche Grab nördlich der Alpen sowie die Grabstätten Kaiser Heinrichs II und seiner Frau, der Kaiserin Kunigunde. Weitere architektonische Höhepunkte in der Altstadt sind das alte Rathaus, das im Fluss gebaut wurde, das frühere Fischerdorf „Klein Venedig“, das barocke Böttingerhaus, die Renaissancegebäude der Alten Hofhaltung, das frühere Benediktinerkloster St. Michael und die Gärtnerstadt. In Bamberg hat die Grünflächenbewirtschaftung seit dem Mittelalter eine bedeutende wirtschaftliche und kulturelle Rolle gespielt.
Bamberg engagiert sich in zahlreichen Netzwerken. Diese reichen vom landesweiten Arbeitskreis Bayerischer Welterbestätten bis hin zur internationalen Organisation der Welterbe-Städte (OWHC). Darüber hinaus begrüßt die Stadt Bamberg regelmäßige nationale und internationale Delegationen zum Zwecke des Erfahrungsaustausches – zuletzt beispielsweise aus Süd-Korea und dem thailändischen Welterbeaspiranten Chiang Mai.
In der Welterbevermittlung setzt die Welterbestätte wichtige Impulse. Um Lehrkräften die Vielzahl der Möglichkeiten aufzuzeigen, mit denen Welterbe in den Unterricht aufgenommen werden kann, bietet das Zentrum Welterbe Bamberg in Kooperation mit dem Bamberger Zentrum für Lehrerbildung Fortbildungen für Lehrkräfte an. Mit der Materialsammlung welterbe.elementar stellt das Zentrum Welterbe Bamberg darüber hinaus Unterrichtsmaterialen zum welterbe, Weltdokumentenerbe und Immateriellen Kulturerbe in Bayern zu Verfügung. Auch ein Besucherzentrum, das den zentralen Ausgangspunkt zur Erkundung der vielen Facetten der Welterbestadt bilden soll, befindet sich im Entstehungsprozess. Auf seiner Facebookseite informiert die Stadt interessierte Bürgerinnen und Bürger über alles, was „ihr“ Welterbe betrifft. Die Welterbevermittlung ist in der Welterbekonvention von 1972 als Aufgabe aller Welterbestätten festgehalten und von großer Bedeutung, um den langfristigen Erhalt der Stätte zu sichern und Wissen über die völkerverbindende Grundidee des Welterbes zu teilen.
Mit der Gärtnerstadt ist ein Stadtviertel Teil des Welterbes, in welchem seit vielen Jahrhunderten lokales Gemüse in arbeitsintensiver manueller Bewirtschaftung angebaut wird. Lokale Lieferanten und Dienstleister fördern regionale Kreisläufe und tragen mit kurzen Wegen zum Klimaschutz bei. Um den außergewöhnlichen universellen Wert der Welterbstätte authentisch zu erhalten, muss auch die Gärtnerstadt langfristig bewahrt werden. Vor diesem Hintergrund hat es sich unter anderem der Verein Bamberger Sortengarten – Grünes Erbe Bamberg zur Aufgabe gemacht, die Gartenflächen in der Gärtnerstadt in Teilen weiter mit regionalen Sorten zu bestellen. Damit tragen sie zum nachhaltigen Erhalt regionalen Erbes und zu Weitergabe der Traditionen und des Wissens bei. Der innerstädtische Erwerbsgartenbau in Bamberg ist 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen worden. Die Staatsbibliothek Bamberg beherbergt mit dem Lorscher Arzneibuch und den Reichenauer Handschriften mehrere Werke, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehören.

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