292 Kölner Dom

Der Kölner Dom ist eine römisch-katholische Kirche und ein Meisterwerk gotischer Architektur. Er ist Zeugnis der Stärke und Beständigkeit des christlichen Glaubens in Europa. Trotz der langen Bauzeit von 1248 bis 1880 stellt der Dom ein Musterbeispiel von Einheit und Kompromisslosigkeit in der Umsetzung der Baupläne dar. Die Dom-Kathedrale war bei ihrer Vollendung im 19. Jahrhundert das größte Gebäude der Welt. Als eine herausragende Leistung des Mittelalters gilt der Reliquienschrein für die Gebeine der Heiligen Drei Könige, der größte Reliquienschrein des Abendlandes.

 

Der Bau des Kölner Doms zog sich über sechs Jahrhunderte. Die aufeinander folgenden Baumeister folgten treu den mittelalterlichen Formen der Originalpläne. So ist das Bauwerk zugleich Krönung und Zenit der Kathedralarchitektur (Aufnahmekriterium ii). Die fünfschiffige Basilika mit vorspringendem Querhaus und Turmfassade ist ein formvollendet konzipiertes Meisterwerk gotischer Architektur (Aufnahmekriterium i). Die originale liturgische Anordnung ist im bemerkenswerten Maße noch erhalten und besteht aus einem Hochaltar mit einer riesigen schwarzen Kalksteinplatte – die wohl größte in einer christlichen Kirche -, einem geschnitzten Chorgestühl, bemalten Chorschranken, den vierzehn Pfeilerskulpturen des Chors und einem außergewöhnlichen Kirchenfensterzyklus: Es handelt sich um den größten existierenden Kirchenfensterzyklus aus dem 14. Jahrhundert in Europa. Unter den weiteren Kunstwerken des Doms sind das Gerokreuz aus dem späten 10. Jahrhundert, das erste Großkreuz des westlichen Abendlandes, und der Dreikönigsschrein im Chor, der größte Reliquienschrein in Europa, besonders hervorzuheben. Weitere künstlerische Meisterwerke sind der Agilolphusaltar, der Altar der Schutzpatrone der Stadt von S. Lochner in der Marienkapelle sowie der Clarenaltar im Nordgang, der nach der Zerstörung der Klosterkirche der Franziskanerinnen im Jahr 1811 in den Dom gebracht wurde.
Der Dom mit seinen künstlerischen Meisterwerken bezeugt die beständige Stärke des christlichen Glaubens im mittelalterlichen und modernen Europa (Aufnahmekriterium iv). Auch heute ist er ein wichtiger Teil der Gesellschaft mit integrierendem Potential, ein religiöses Zentrum und Ort für die Entfaltung lebendiger Traditionen. So werden im Kölner Dom spezielle Gottesdienste während des Rheinischen Karnevals gehalten, welcher in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Der auf das Mittelalter zurückgehende Dom steht heute in einer modernen, sich stetig entwickelnden und immer wachsenden Stadt. So wurde er in den letzten Jahren zu einem Beispiel der Konflikte, die zwischen Denkmalschutz und insbesondere Schutz einer Welterbestätte und Stadtentwicklung auftreten können. Der geplante Bau von Hochhäusern, welcher die Sichtachsen und somit die visuelle Integrität des Denkmals gefährdet hätte und aus diesem Grund die Einstufung des Kölner Doms als gefährdetes Welterbe für den Zeitraum 2004 bis 2006 bedingte, wurde letztlich nicht erlaubt. Dies macht deutlich, dass innerstädtische Konflikte zwischen der Bewahrung von Kulturerbe und städtischer Entwicklung nur durch kompromissorientierte, an den Einzelfall angepasste Lösungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, welche die kulturelle Komponente einschließt, gelöst werden können.

Drucken