783 Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg

Die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg zeigen das Leben und Schaffen Martin Luthers und seines Mitreformers Philipp Melanchthon. Als Orte entscheidender Ereignisse der Reformation sind sie von herausragender Bedeutung für das politische, kulturelle und spirituelle Leben der westlichen Welt.

 

Die Reformatoren formulierten Kritik an kirchlichen Missständen, wie beispielsweise dem Ablasshandel und der Käuflichkeit kirchlicher Ämter. Sie wollten zunächst die römisch-katholische Kirche reformieren. Letztlich führte die Bewegung jedoch zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen. Eine Erfindung Mitte des 15. Jahrhunderts trug entscheidend zur Verbreitung und damit zum Erfolg der Schriften der Reformatoren bei: der Buchdruck.
Zu den Gedenkstätten in Eisleben gehören das Geburts- und das Sterbehaus Luthers. Ersteres wurde bereits 1693 zum Denkmal erklärt und gilt als eines der ältesten Museen der Welt. Luthers Sterbehaus ist seit 1726 Denkmal und wurde nach 1863 durch den Preußischen Staat in eine Gedenkstätte umgewandelt. Zu den Gedenkstätten in Wittenberg zählen das Haus des Melanchton und das Wohnhaus Luthers, das Augustineum, in welchem er seine „reformatorischen Entdeckungen“ machte und seine Studenten unterrichtete. Die Lutherhalle entwickelte sich zum Anziehungspunkt für Reformatoren aus ganz Europa und die Lutherstube war Ort der später veröffentlichten „Tischgespräche“. Diese Denkmale sind Monumente von hoher Qualität und von besonderem Wert, da sie durch ihre Einrichtung ein lebhaftes Bild einer historischen Zeit von weltlicher und geistlicher Bedeutung zeichnen (Aufnahmekriterium iv).
Zu den Luthergedenkstätten gehören darüber hinaus die Stadtkirche mit ihrem berühmten Cranach-Altar. Sie war ein Hauptschauplatz des Reformationsgeschehens, in ihr predigte Luther über 30 Jahre lang. Hier hielt er die berühmten Invokativpredigten und führte die neuen Gottesdienstformen ein. Sie war aber auch ein Schauplatz der Radikalisierung der reformerischen Tendenzen, unter anderem des Bildersturms vom 6. Februar 1522. Die Stadtkirche wurde nach Luthers Tod in ihrer Bausubstanz kaum verändert.
Eine weitere zentrale Gedenkstätte ist die Schlosskirche in Wittenberg, an deren Tür Luther, der Überlieferung nach, am 31. Oktober 1517 seine berühmten „95 Thesen“ schlug. Er löste damit die Reformation und ein neues Zeitalter in der Religions- und Politikgeschichte der westlichen Welt aus. In ihrer Gesamtheit stellen die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg ein einzigartiges Zeugnis der protestantischen Reformation dar, sowie besondere Beispiele des Historizismus des 19. Jahrhunderts (Aufnahmekriterium vi). Teile der in diesen Wirkungsstätten verfassten Schriften Luthers wurden 2015 als Weltdokumentenerbe anerkannt. Das in das Weltregister „Memory of the World“ aufgenommene Dossier umfasst zahlreiche Manuskripte, Briefe und Originaldrucke, darunter ein Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe und ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen.
Bereits früh als Denkmäler anerkannt, haben die einzelnen zu den Luthergedenkstätten gehörenden Bauwerke über mehr als vier Jahrhunderte diverse Restaurations- und Rekonstruktionsprozesse durchlaufen. Diese Maßnahmen folgten oftmals religiösen Motiven und dienten teils der Verschönerung der Bauwerke zu Ehren der Reformationen und teils der Wiederherstellung des Zustandes zu Lebzeiten der Reformatoren. Vor diesem Hintergrund wird diesen Restaurationsmaßnahmen, die die Bedeutung der Gedenkstätten über die Zeit hinweg wiederspiegeln, heutzutage ein eigener historischer Wert zugerechnet.
Um die historische und aktuelle Bedeutung der Luthergedenkstätten sowie Wissen zum Leben und Schaffen Luthers und seines Mitreformers auch den jungen und zukünftigen Generationen zu vermitteln, bieten die Luthergedenkstätten eine Reihe von Angeboten im Bereich kultureller Bildung, die sich sowohl an Familien und private Gruppen als auch an Schulklassen richten. Dies trägt auch dazu bei, ein Gefühl der langfristigen gemeinschaftlichen Verantwortung für das kulturelle und religiöse Erbe zu kreieren. Darüber hinaus steht die Stätte im Rahmen eines gemeinsamen Marketingverbundes in engem Austausch mit weiteren UNESCO-Stätten in der Region - dem Gartenreich Dessau-Wörlitz, dem Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau sowie dem Biosphärenreservat Mittlere Elbe.

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