1067 Altstädte von Stralsund und Wismar

Die Altstädte von Stralsund und Wismar, Zentren des wendischen Teils der Hanse zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert, repräsentieren den Reichtum, den regionalen Einfluss und die Macht der Hanse. Die Bausubstanz mit zahlreichen herausragenden Denkmälern umfasst sowohl beeindruckende Beispiele der Backsteingotik als auch Bauten der Barockzeit, als beide Städte als wichtige Verwaltungs- und Verteidigungsposten des Schwedischen Königreiches fungierten. Gemeinsam wurden die Altstädte 2002 in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben.

 

Die mittelalterlichen Grundrisse der im 13. Jahrhundert gegründeten Städte sind samt Straßennetz, Plätzen, Parzellen- und Grundstückstruktur fast unverändert erhalten. Sie verdeutlichen die Struktur einer vom Fernhandel geprägten Hafenstadt im Falle Stralsunds und einer auf den Export ausgerichteten Hansestadt im Falle Wismars. Die ebenfalls im großen Umfang überlieferten Baudenkmäler der Hansezeit geben in ihrer Vielfältigkeit und architektonischen Qualität Zeugnis der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Städte im Mittelalter. So wurde Stralsund 1370 als Ort für die Friedensverhandlungen mit Dänemark (Stralsunder Friede) ausgewählt, von dieser Zeit zeugen auch die aufwändig gestalteten Kaufmannshäuser und das historische Rathaus.
Typische Geschäftsgebäude, wie die berühmten Dielenhäuser, machen Stralsund und Wismar zu wichtigen Orten in der Entwicklung von für die Hanse beispielhaften Bautechniken und Stadtformen (Aufnahmekriterium iv). Beide Städte waren wichtige Impulsgeber für die Entwicklung und Verbreitung der Backsteingotik in der Region (Aufnahmekriterium ii). Die sechs monumentalen Backsteinkirchen der beiden Altstädte bilden einen einzigartigen Querschnitt durch die berühmte Sakralarchitektur der Hansestädte der Ostsee.
Zugleich bezeugen Stralsund und Wismar die Entwicklung von Verteidigungssystemen während der schwedischen Herrschaft im 17. und 18. Jahrhundert (Aufnahmekriterium ii), als der kulturelle Einfluss der beiden Städte einen neuen Höhepunkt erreichte.
Die Bewahrung der nahezu komplett erhaltenen Altstädte stellt angesichts von städtischen Wandlungsprozessen und Entwicklungsdruck eine Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich Stralsund und Wismar gemeinsam mit weiteren Städten im Rahmen der Organisation der Welterbe-Städte (OWHC) und im Arbeitskreis UNESCO-Welterbe-Altstädte des Deutschen Städtetages mit der Thematik der nachhaltigen Entwicklung von Welterbe-Städten. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist das Positionspapier des Deutschen Städtetages „Welterbe-Städte sichern und weiterentwickeln“. Um auch den Bewohnern und Besuchern der Altstädte deren Bedeutung und Wert als Welterbe sowie die Notwendigkeit ihres langfristigen Erhalts nahe zu bringen, haben sowohl Wismar als auch Stralsund Welterbe-Besucherzentren eingerichtet. Interessierte können hier mehr zu der Stätte, aber auch zum Grundgedanken der Welterbekonvention und deren Ausrichtung auf internationale Solidarität erfahren.
Eine praktische Ausführung dieser internationalen Solidarität, welche den Kerngedanken der Welterbekonvention darstellt, ist die Deutsche Stiftung Welterbe. Diese wurde im Jahr 2000 durch die beiden Hansestädte gegründet mit dem Ziel, zur Ausgewogenheit der Welterbeliste beizutragen und gefährdete Welterbestätten zu unterstützen.
Diverse Projekte wurden bereits gefördert, darunter beispielsweise die Erstellung eines Masterplans für die Bucht von Kotor in Montenegro oder die Unterstützung Namibias bei der Erstellung des Nominierungsdossiers für die Namib-Wüste, 2013 eingeschrieben in die Welterbeliste der UNESCO.
Darüber hinaus sind Stralsund und Wismar Mitglieder der Städtebundes Die Hanse und im Rahmen der Europäischen Route der Backsteingotik international vernetzt. Der Verein dient der Förderung von Kunst und Kultur, von Wissenschaft, Bildung und Völkerverständigung und fördert die Entwicklung eines verträglichen Kulturtourismus entlang der Route. Der einzigartige Baustil der Backsteingotik findet sich entlang der Ostseeküsten sowie südlich davon im Binnenland Dänemarks, Deutschlands und Polens. Weitere Welterbestätten entlang der Route sind die Altstadt von Lübeck sowie die Backsteinkathedrale in Roskilde in Dänemark.

Drucken