1413 Bergpark Wilhelmshöhe

Mit seinen monumentalen Wasserspielen und der von weither sichtbaren Herkulesstatue ist der Bergpark Wilhelmshöhe ein eindrucksvolles Beispiel für die Landschaftsarchitektur des Europäischen Absolutismus. Er ist ein einzigartiges barockes Gesamtkunstwerk, in dem unterschiedliche Strömungen der Gartenarchitektur, der Kunstgeschichte und Technikgeschichte bis heute unverfälscht nachvollziehbar sind.

 

Entstanden ist der Bergpark Wilhelmshöhe ab 1696 nach einer Idee des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel, um die Stellung der Kasseler Fürsten im Absolutismus gegenüber anderen Herrscherhäusern in Europa aufzuwerten. Im Jahr 2013 wurde die über 300 Jahre alte Kulturlandschaft, die mit 240 Hektar der größte Bergpark Europas ist, in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben.
Ab 1689 gestaltete Landgraf Carl von Hessen-Kassel, inspiriert von der dramatischen Topographie des Standortes, diesen barocken Bergpark. In einem gewaltigen Schauspiel stürzen mehr als 750.000 Liter Wasser vom Oktagon, auf dem die gigantische Herkules-Statue steht, über künstliche Felsformationen, Steintreppen, Kaskaden und Aquädukte in rund 80 Meter Tiefe. Am Ende steigt das Wasser in einer 50 Meter hohen Fontäne über dem Schlossteich empor. Dieser Springbrunnen war zum Zeitpunkt seiner Erbauung im Jahre 1767 der weltweit größte. Die innovative Technik der Wasserführung, die das natürliche Gefälle des Bergparks nutzt, war seinerzeit einzigartig. Ergänzt wurde dieses Wasserschauspiel durch den Enkel Carls, den Kurfürsten Wilhelm I., welcher im unteren Teil des Bergparks wilde Wasserfälle aus der Romantik, Stromschnellen und Katarakte anlegen ließ. Die gesamte Komposition zeigt in herausragender Art und Weise die technische und künstlerische Beherrschung des Wassers in einer gestalteten Landschaft. Die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe sind mit der Höhe und Größe der künstlichen Wasserfälle weltweit einzigartig. Das gesamte Ensemble ist einmalig in der Gartenkunst des Barocks und der Romantik (Aufnahmekriterium iv).
Die Herkules-Statue ist sowohl technisch als auch künstlerisch die raffinierteste und kolossalste Staute der frühen Moderne (Aufnahmekriterium iii). Sie wurde zwischen 1713 und 1717 vom Augsburger Goldschmied Johann Jakob Anthoni geschaffen. Die 11,5 Meter hohe, aus Kupferplatten getriebene Statue, wurde auf einem rund 70 Meter hohen Sockel errichtet. Die Statue des antiken Halbgottes Herkules sollte weithin sichtbar die Tugenden eines gerechten und weisen Herrschers und die Allmacht des Landgrafen Carl versinnbildlichen. Gemeinsam mit den Wasserspielen ist sie ein außergewöhnliches Symbol der Zeit des Europäischen Absolutismus.
Zur Vermittlung dieses einzigartigen Erbes gibt es zwei Informationszentren im Bergpark. Insbesondere für Kinder und Jugendliche gibt es ein breites Angebot an Aktivitäten, zu welchen der Verein Bürger für das Welterbe Kassel e. V. beiträgt. Die Museumslandschaft Hessen Kassel bietet darüber hinaus spezielle Fortbildungen für Lehrkräfte an. Mit all diesen Aktivitäten sollen der Wert der Welterbestätte vermittelt und ein Bewusstsein für den Bedarf an langfristigem und nachhaltigem Schutz geschaffen werden.
Zu Nachhaltigkeitskonzepten für den Bergpark Wilhelmshöhe hat die Universität Kassel im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und der Museumslandschaft Hessen Kassel eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. International vernetzt ist der Bergpark Wilhelmshöhe im Rahmen des Europäischen Gartennetzwerkes, welchem ebenfalls der Schlossgarten Augustusburg, Teil der Welterbestätte Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl, angehört.

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