1321 Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur Moderne

Ein kontinentübergreifendes künstlerisches Meisterwerk, eine architektonische Antwort auf die globalen sozialen Fragen der modernen Gesellschaft – das architektonische Werk Le Corbusiers ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Ein repräsentativer Ausschnitt der Arbeit des schweizerisch-französischen Architekten ist 2016 als transnationale Serie in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

 

Es handelt sich um 17 Bauten und Ensembles in sieben Staaten, unter anderem in Argentinien, Belgien, Frankreich, Indien, Japan und der Schweiz. Auch zwei Häuser der Weissenhofsiedlung in Stuttgart gehören zu der Welterbestätte.
Die Serie stellt die herausragende Rolle Le Corbusiers für die Architektur des 20. Jahrhunderts dar und gilt in ihrer Gesamtheit als Ausdruck seiner künstlerischen Schöpferkraft (Aufnahmekriterium i). Jedes einzelne Gebäude und Ensemble ist Ausdruck einer neuen architektonischen Sprache und das innovative Ergebnisse von Le Corbusiers über ein halbes Jahrhundert andauernden Suche nach Antworten auf die sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts. Die Serie umfasst die folgenden 17 Bauten und Ensembles:

1923: Maisons La Roche et Jeanneret, Paris, Frankreich
1923: Petite villa au bord du lac Léman, Corseaux, Schweiz
1924: Cité Frugès, Pessac, Frankreich
1926: Maison Guiette, Antwerpen, Belgien
1927: Häuser der Weissenhofsiedlung, Stuttgart, Deutschland
1928: Villa Savoy et loge du jardinier, Poissy, Frankreich
1930: Immeuble Clarté, Genf, Schweiz
1931: Immeuble locatif à la Porte Molitor, Paris, Frankreich
1945: Unité d'habitation, Marseille, Frankreich
1946: Manufacture à Saint-Dié, Saint-Dié-des-Voges, Frankreich
1949: Maison du Docteur Curutchet, La Plata, Argentinien
1950: Chapelle Notre-Dame-du-Haut, Ronchamp, Frankreich
1951: Cabanon de Le Corbusier, Roquebrune-Cap-Martin, Frankreich
1952: Complexe du Capitole, Chandigarh, Indien
1953: Couvent Sainte-Marie-de-la-Tourette, Eveux, Frankreich
1954-59: National Museum of Western Art, Main Building, Tokio, Japan
1953-65: Centre de recréation du corps et de l'esprit de Firminy-Vert, Firminy, Frankreich
 
Die transnationale Welterbestätte belegt internationale Austauschbeziehungen und im Besonderen den außergewöhnlichen Einfluss Le Corbusiers auf globaler Ebene, ein in diesem Umfang nie zuvor dagewesenes Phänomen in der Architekturgeschichte (Aufnahmekriterium ii). Sein Werk ist Ausgangspunkt drei bedeutender Stilrichtungen moderner Architektur: Purismus, Brutalismus und skulpturale Architektur. Das architektonische Werk Le Corbusiers ist direkt mit den Ideen der modernen Bewegung verbunden und materieller Ausdruck seiner beim Internationalen Kongress Moderner Architektur im Jahre 1928 präsentierten Ideen (Aufnahmekriterium iv). Der „neue Geist“ der modernen Bewegung und die Synthese von Architektur, Malerei und Bildhauerei werden in außergewöhnlicher Weise durch die Serie repräsentiert.
Komponente der Welterbestätte in Deutschland: Zwei Häuser der Stuttgarter Weissenhofsiedlung
Der deutsche Beitrag zu der transnationalen Welterbestätte, zwei Häuser der Stuttgarter Weissenhofsiedlung, wurde 1927 anlässlich der Ausstellung "Die Wohnung" des Deutschen Werkbundes erbaut. Die Gebäude sollten als Modell für zukünftige Arbeiterwohnungen dienen. Sie gelten heute als Ikonen der Baugeschichte. Le Corbusier setzte dort seine "Fünf Punkte einer neuen Architektur" um. Zentrale Merkmale dieser neuen Architektur sind der Dachgarten sowie der Einsatz von Stützen statt massiver Mauern als tragende Konstruktion, wodurch eine freie Grundriss- und Fassadengestaltung mit einem verschiebbaren Langfenster ermöglicht wurden. Funktionelles Wohnen sollte durch eine Flexibilität in der Innenarchitektur ermöglicht werden.
Der internationale Charakter des architektonischen Werkes von Le Corbusier wirkt bis heute stark völker- und kulturverbindend. Die sieben Staaten, auf deren Gebieten sich Teile dieser transnationalen Stätte finden, sind gemeinsam für deren Schutz und Erhalt, Management und Vermittlung verantwortlich. Mehr Informationen zu dieser grenzüberschreitenden Kooperation finden sich im Konferenzbericht Perspectives of Transboundary Cooperation in World Heritage, herausgegeben durch die Deutsche UNESCO-Kommission.

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