1553 Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk

Der Archäologische Grenzkomplex Haithabu und Danewerk ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Handels- und Austauschbeziehungen zwischen Nord- und Ostsee sowie Nord- und Mitteleuropa in der Wikingerzeit. Die Handelsstadt Haithabu und das Verteidigungssystem des Danewerks sind bedeutende Fundstätten für die wissenschaftliche Erforschung dieses Zeitalters in Europa. Die Stätte wurde 2018 in die UNESCO-Welterbeliste eingeschrieben.

 

Das Dorf Haithabu entwickelte sich ab Ende des 1. Jahrtausends dank seiner besonderen geografischen Lage am Schleswigschen Isthmus zu einem der wichtigsten Handelszentren in Europa. Noch heute belegen Überreste von Straßen, Gebäuden, Friedhöfen sowie des Hafens die Bedeutung der Stadt für den lokalen Markt wie auch für den Exporthandel zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert. Haithabu belegt exemplarisch den Wandel von offenen Siedlungen zu geordnet angelegten Städten mit Hafenanlagen und gesonderten Bereichen für handwerkliche Produktion.
Angesichts seiner Lage im Grenzgebiet zwischen dem christlichen Frankenreich im Süden und dem Königreich der Dänen im Norden konnte Haithabu nur dank des Danewerks florieren. Die Verteidigungsanlage nutzte natürliche Gegebenheiten, insbesondere das Wasser, und verband sie mit einem System aus Erdwällen, Palisaden, Steinmauern und Konstruktionen vor der Küste, deren Überreste noch heute an Land und unter Wasser sichtbar sind. Die Stätte steht damit exemplarisch für den Typus von durch großflächige Verteidigungssysteme geschützte städtische Handelszentren (Kriterium iv).

Der Archäologische Grenzkomplex Haithabu und Danewerk ist ein herausragendes Beispiel eines städtischen Handelszentrums in einem Grenzgebiet und belegt in außergewöhnlichen Weise den Austausch zwischen Gemeinschaften unterschiedlicher kultureller Traditionen in Europa zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert (Kriterium iii). Auf Grund der vielfältigen, sehr gut erhaltenen archäologischen Funde kommt der Stätte besondere Bedeutung bei der Erforschung der wirtschaftlichen, historischen und sozialen Entwicklungen vor, während und nach der Wikingerzeit zu.
Bereits seit 1950 steht die Stätte unter Naturschutz und ist somit ein hervorragendes Beispiel der Verbindung von Kultur- und Naturerbe und der Synergien, die bei dessen Schutz entstehen können.
Einst zur Abgrenzung genutzt – sei es zu Zeiten der Wikinger oder während späterer deutsch-dänischer Auseinandersetzungen – stehen das Danewerk und Haithabu heute für interkulturelle Begegnungen und insbesondere deutsch-dänischen Austausch. Das Wikinger Museum Haithabu und das von der Vereinigung der dänischen Minderheit in Südschleswig betriebene Danevirke Museum bieten heute vielfältige Vermittlungsangebote für dänische, deutsche und internationale Besucher an, darunter viele Schulklassen. Der Archäologische Park am Danevirke Museum stellt den wichtigsten außerschulischen Lern- und Vermittlungsort der Denkmallandschaft dar und geht zurück auf eine deutsch-dänische Initiative.
Die Vermittlung der Welterbestätte erfolgt neben den Museen und dem Archäologischen Park auch über ein Informations- und Leitsystem sowie digitale Angebote. So bietet KuLaDig als digitales Informationssystem zur Darstellung von historischen Landschaften ausführliche Beschreibungen einzelner Abschnitte und Werte derarchäologischen Stätte. Das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein kooperiert in diesem Zusammenhang mit der Hochschule RheinMain und der Oberen Denkmalpflegebehörde hessenArchäologie für die Entwicklung einer App zur zielgruppengerechte, interaktive und motivierende Vermittlung teilweise schwer erkennbaren oder gar verborgenen archäologischen Erbes von Haithabu-Danewerk und dem Obergermanisch-Raetischen Limes in Hessen.

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